Projekt: "Destroy 10.000 Years of Nature" (Linz)
Wem gehört die grüne Bühne?
Die Experimentelle Gestaltung der Kunstuniversität im Botanischen Garten Linz
Seit Jahrhunderten erforschen und erhalten botanische Gärten die Vielfalt der Pflanzen. Sie ermöglichen ungewohnte Nachbarschaften, wenn sich zu den vertrauten heimischen Pflanzen Artverwandte aus andere Kontinenten gesellen. Wie aber kommen exotische Tiere in den Garten? Was treiben die Insekten in ihrem "Insektenhotel"? Warum erfahren wir die Namen vieler Pflanzen, wissen aber nicht, wie das Gras heißt, das dazwischen wächst? Was trennt die Kulturpflanze vom Unkraut? Der botanische Garten Linz lud Studierende der Experimentellen Kunst zu einer Zusammenarbeit ein und die Künstlerinnen und Künstler überraschen mit unerwarteten Assoziationen. Ordnungssysteme werden hinterfragt, Migrationen sorgfältig geplant, und scheinbar ganz nebenbei bilden sich in den künstlerischen Arbeiten wichtige Fragen unsrer Gesellschaft ab. Den Auftakt zur einmonatigen Ausstellung bildet ein Konzert: Musiker verschiedener Nationen und mit unterschiedlichen Musikauffassungen teilen sich die Bühne, den Garten, den Acker, um Unkräutern Gehör zu verschaffen. (Andrea van der Straeten / Hubert Lobnig)
Ausstellung: Botanischer Garten Linz, 29. Mai bis 30. Juni 2013
Eröffnung am 28.05.13: Rede: Fahim Amir, Lehrender der Experimentellen Konzert: "Das Unkrautorchester" unter der Leitung von Bernhard Senkmüller
Beteiligte Studierende: Alex de las Heras, Elke Doppelbauer & Michaela Maria Tanzer, Katharina Gruzei, Rebekka Hochreiter, Kristina Kornmüller, Moritz Matschke & Anna Pech, Pia Mayrwöger, Robinson Stärk, Julia Vogt
In Kooperation mit: Botanischer Garten Linz, Gerstl, Weber, Pfanner
PROJEKTE IM BOTANISCHEN GARTEN:
Alex de las Heras - "REDESIGN MY RELATIONSHIP WITH TECHNOLOGY AND NATURE" (Performance, 48 Stunden) Angesichts der überwältigenden Kräfte der Natur und der Technologien entwickelt der Mensch oft ein Gefühl der Nacktheit. Der Künstler entwirft mit seiner Performance eine Metapher für ein neues Verhältnis des Menschen diesen Kräften gegenüber, eines, das durch Verständnis und den Willen zur Koexistenz geprägt ist; die Frage nach dem, was essenziell notwendig ist geht der Vorstellung eines, für alle Beteiligten angenehmen, gemeinsamen Habitats voraus.
Elke Doppelbauer & Michaela Maria Tanzer - "TURBORASEN" (Gravur auf Kunststoff, Alustäbe) Der gemeinen Wiese, so selbstverständlich sie uns auch zu Füßen liegt, wird oft wenig Beachtung geschenkt. Aber genauso wie die Vielzahl der bestimmten und somit auch beschilderten Pflanzen im Botanischen Garten Linz zählt sie zur Botanik. Daher verdient sie es auch, beschriftet zu werden. Verbal listige Beschilderungen dieser grünen Zwischenflächen eröffnen Assoziationsräume und verweisen auf den Grund auf dem wir stehen (so wie wir ihn vielleicht noch nicht gesehen haben).
Katharina Gruzei - "VARIATIONS FOR AN ENVIRONMENT" (Mehr-Kanal Soundinstallation, Lautsprecher, Pet-Flaschen) Die Installation greift den Botanischen Garten als künstlich geschaffenen Naturraum auf. Nimmt man auf der Parkbank vor dem Teich platz, so eröffnet sich den BesucherInnen eine räumlich-akustische Verschiebung. Sounds eines anderen Kontinents, in denen sich die Zerstörung durch den Tourismus ankündigt, mischen sich als exotische Wolke in den künstlichen Garten.
Katharina Gruzei
- "OPHIOPHOBIA" (ortsbezogene Malerei) Die Intervention stellt die Wahrnehmungsfähigkeit der BesucherInnen auf die Probe.
Ein minimaler Eingriff vermittelt zwischen Botanik, Zoologie und Objekt.
Rebekka Hochreiter - "THE STORY OF THE ARTLESS LIFE" (Video) Die aus Alfred Hitchcocks Stummfilm „THE LODGER“ entnommenen Zwischentitel führen durch den mit blumenförmigen Marionetten animierten Film. Ausgangspunkt des Films waren die an Filmstars erinnernden Namen auf den Pflanzenbeschilderungen des Botanischen Gartens.
Kristina Kornmüller - "ANTARCTICA" (Installation) Deschampsia antarctica, eine von zwei Blütenpflanzen aus der Antarktis findet den Weg in den Linzer Botanischen Garten und präsentiert sich dort für einen Zeitraum von einem Monat in einer eigens konstruierten und regulierten Growbox. Die eher gewohnte und gesuchte romantische Vorstellung von Wärme, tropischem Klima und Exotik wird hier umgekehrt.
Moritz Matschke und Anna Pech - "MA 01" (verzinktes Doppelstabgitter, Stromzaun, diverse Materialien) Der Artenreichtum des Botanischen Gartens wird mit der Installation eines Bärengeheges erweitert und die Tradition der Inszenierung von Natur durch die Attraktion, einen europäischen Braunbären zu beherbergen gesteigert.
Pia Mayrwöger - O.T (Video, 2.25 Minuten) Die Besucher des Botanischen Gartens werden in den Mittelpunkt gerückt und somit sich selbst gegenübergestellt.
Robinson Stärk - "5000 KELVIN" (Intervention mit Leuchtstoffröhre, Zeitschaltuhr, Isolierband, Kabelbinder) Die Arbeit zeigt einen Eingriff in ein System an der Schnittstelle von Natürlichkeit und Künstlichkeit. An einem dunklen, beinahe unbewachsenen Ort wird durch Kunstlicht in einer Abfolge von zeitlich gesteuerten Intervallen ein temporärer Lebensraum erschaffen. Hier werden nicht nur die genügsamen Pflanzen, die bereits Fuß gefasst haben, gedeihen und wachsen, sondern sich auch neue Arten ansiedeln, bevor der Eingriff zurückgenommen wird und die Flora sich wieder zurückbildet.
Julia Vogt - "INSEKTENPORNO" (Installation, Experimentalvideo) Sex zwischen Insekten ist etwas alltägliches, das jedes Kind schon mindestens einmal gesehen hat. In „Insektenporno“ werden Youtube-Videos und Szenen aus professionellen Dokumentarfilmen zu einem Experimentalfilm verwoben, der eine andere Art der Rezeption zulässt.
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